Michael, 32 Jahre alt, arbeitet als Softwareentwickler und kämpft seit Jahren mit Konzentrationsproblemen. Schon in der Schulzeit fiel es ihm schwer, länger bei einer Aufgabe zu bleiben. Im Berufsleben führt dies dazu, dass er Aufgaben anfängt, aber selten zu Ende bringt. Er ist oft abgelenkt, verliert Dinge und verpasst Deadlines. Trotz hoher Intelligenz fühlt er sich ständig überfordert und frustriert. Erst eine späte Diagnose mit ADHS bringt ihm Klarheit über seine Schwierigkeiten.

ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) wird in der ICD-10 unter F90.0 Hyperkinetische Störungklassifiziert. Bei Erwachsenen äußert sich ADHS oft anders als bei Kindern:

  • Unaufmerksamkeit: Schwierigkeiten, sich auf Aufgaben zu konzentrieren, hohe Ablenkbarkeit, Vergesslichkeit.

  • Impulsivität: Schwierigkeiten, Impulse zu kontrollieren, unüberlegte Entscheidungen.

  • Innere Unruhe: Statt körperlicher Hyperaktivität äußert sich dies oft in Gedankensprüngen und Nervosität.

  • Probleme mit Organisation und Zeitmanagement

  • Chronische Prokrastination und Verzettelung

  • Übermäßige Ablenkbarkeit durch äußere Reize oder eigene Gedanken

  • Impulsivität im sozialen und beruflichen Kontext

  • Stimmungsschwankungen und emotionale Dysregulation

  • Tendenz zu Langeweile und schnelle Erschöpfung bei monotonen Aufgaben

Verhaltenstherapeutische Maßnahmen

  1. Strukturierte Tagesplanung: Klare Zeitpläne mit festen Routinen helfen, Aufgaben besser zu bewältigen.

  2. Externe Hilfsmittel nutzen: Erinnerungs-Apps, Kalender oder To-do-Listen können helfen, den Alltag zu organisieren.

  3. Kognitive Verhaltenstherapie (CBT): Identifikation von negativen Denkmustern und Entwicklung neuer Strategien zur Selbststeuerung.

  4. Reizkontrolle: Minimierung von Ablenkungen (z. B. aufgeräumter Arbeitsplatz, Noise-Cancelling-Kopfhörer).

  5. Belohnungssysteme einsetzen: Positive Verstärkung kann helfen, Motivation aufrechtzuerhalten.

  6. Achtsamkeit und Bewegung: Sport und Meditation fördern die Selbstregulation und Konzentration.

ADHS im Erwachsenenalter ist oft unerkannt und führt zu erheblichen Herausforderungen im Berufs- und Privatleben. Eine Kombination aus Verhaltenstherapie, strukturierten Strategien und ggf. medikamentöser Unterstützung kann helfen, den Alltag besser zu bewältigen. Entscheidend ist ein bewusster Umgang mit der eigenen Neurodivergenz, um individuelle Stärken zu nutzen und das Leben selbstbestimmter zu gestalten.