Selbstwert

Fallgeschichte: Der ständige innere Kritiker

Julia, 35 Jahre alt, arbeitet in einem kreativen Beruf und ist bei ihren Kollegen geschätzt. Doch in ihrem Inneren zweifelt sie ständig an sich. Wenn sie ein Lob erhält, denkt sie sofort: „Das sagen sie nur, um nett zu sein.“ Vor wichtigen Präsentationen schläft sie schlecht, weil sie Angst hat, nicht gut genug zu sein. Sie vergleicht sich ständig mit anderen und fühlt sich oft minderwertig. In Beziehungen neigt sie dazu, sich zu unterordnen, weil sie Angst hat, nicht geliebt zu werden, wenn sie ihre Meinung sagt. Obwohl ihr Umfeld sie als kompetent und liebenswert wahrnimmt, fühlt sie sich selbst nie gut genug.

Diagnose: Selbstwertprobleme nach ICD-10

Ein geringes Selbstwertgefühl ist keine eigenständige Diagnose in der ICD-10, kann aber mit verschiedenen psychischen Störungen in Verbindung stehen:

1. Dysthymie (F34.1) – Chronische Selbstzweifel und Niedergeschlagenheit

 

2. Soziale Phobie (F40.1) – Selbstwertprobleme in sozialen Situationen

 

3. Depressive Episode (F32) – Selbstwertverlust durch Depression

4. Persönlichkeitsstörungen mit niedrigem Selbstwert

 

Ein niedriges Selbstwertgefühl kann auch ohne eine psychische Erkrankung bestehen, führt aber oft zu innerem Stress, Unsicherheit und eingeschränkter Lebensqualität.

Verhaltenstherapeutische Maßnahmen zur Stärkung des Selbstwerts

Die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) hilft, negative Überzeugungen über sich selbst zu hinterfragen und durch realistischere, positivere Denk- und Verhaltensweisen zu ersetzen.

1. Psychoedukation: Selbstwert verstehen

 

2. Kognitive Umstrukturierung: Negative Glaubenssätze verändern

 

3. Verhaltensexperimente: Neue Erfahrungen sammeln

 

4. Stärkung der Selbstakzeptanz

 

5. Körperliche und emotionale Verankerung eines positiven Selbstbildes

 

6. Rückfallprävention & langfristige Stärkung des Selbstwerts

Fazit

Ein geringes Selbstwertgefühl kann belastend sein, ist aber veränderbar. Mit verhaltenstherapeutischen Methodenkönnen negative Gedankenmuster durchbrochen und mehr Selbstakzeptanz, innere Sicherheit und Selbstbewusstseinentwickelt werden. Jeder Mensch hat Stärken – der Schlüssel liegt darin, sie zu erkennen und wertzuschätzen.